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Aktuelles Generation Z im Blick

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Generation Z im Blick

Mit großen Plänen und einer neuen Geheimwaffe namens „Dialogische Katechese“ ist Youcat auch dieses Jahr auf dem Weltjugendtag vertreten.

min Lesezeit | 04. August 2023 | Franziska Harter

Weltjugendtag in Lissabon

Seit das gelbe Büchlein vom Weltjugendtag in Madrid 2011 aus alle Kontinente überschwemmt hat, ist es nicht mehr aus der Welt zu denken. Über eine Million Exemplare des Youcat ließ Papst Benedikt XVI. damals in die bunten Pilgerrucksäcke stecken und legte damit den Grundstein zu einem weltweiten Neuaufbruch. Auf dem diesjährigen Weltjugendtag in Lissabon hat ein internationales Team von Youcat-Missionaren einen Stand auf der sogenannten Berufungsmeile im Stadtteil Bélem – „laut, bunt und mit wenig Buch!“, lacht Theresia Theuke, die Direktorin der internationalen Youcat Foundation, deren Sitz in Deutschland ist.

Die sechsunddreißigjährige Mutter von fünf Kindern erklärt im Gespräch mit der „Tagespost“, warum die Organisation in Lissabon, statt stapelweise Youcats, Docats und weitere ihrer Produkte zu verteilen, auf eine einzige Geheimwaffe setzt: ein gerade frisch erschienenes kleines Bändchen namens „Dialogische Katechese“. In seinem Vorwort bezeichnet Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst das Werk als „eine Sprachschule des Glaubens, die den Katecheten zum Zeugen macht“.

Es braucht Katecheten als Zeugen und Jünger Jesu

Das etwa 100 Seiten lange Manual im neuen Youcat-Design bündelt die Erfahrungen, die Katecheten rund um die Welt in den vergangenen Jahren mit dem Youcat gemacht haben. „Wir stellen zunehmend fest, dass die Katechese in ihrer traditionellen Form der reinen Wissensvermittlung die Jugendlichen nicht mehr erreicht. Unsere Frage war daher: Wie kann die Kirche ihre Ansprache ändern, damit sie verstanden wird?“, so Theuke. Vom monologischen Frontalunterricht hin zu einer dialogischen Vorgehensweise, bei der es nicht mehr Lehrer und Schüler gibt, sondern nur noch Jünger, die gemeinschaftlich auf dem Weg sind: „Wir müssen wegkommen von einer Katechese, die eine Art Religionstechnik betrieb und die Glaubenswirklichkeit in Wissensstoff übersetzte“, heißt es in dem Büchlein.

Dazu brauche es Katecheten, die sich in erster Linie als Zeugen und Jünger Jesu begreifen und deren Ziel es ist, ihre Mitmenschen in eine nachhaltige Beziehung mit Jesus Christus zu begleiten. Katechese dürfe keine „Einbahnkommunikation“ von oben nach unten mehr sein, sondern müsse innerhalb einer Gemeinschaft von Jüngern stattfinden, die gemeinsam auf das Wort Gottes hören. „Wir müssen in der Katechese vier Bausteine zusammendenken: das Kognitive, das Spirituelle, die Gemeinschaftsdimension und das Sakramentale“, erklärt Theresia Theuke. „Hier ist eine Rückbesinnung der ganzen Kirche gefragt, auf eine Art und Weise, wie schon die frühen Christen den Glauben vermittelt haben – durch Zeugnis und Gemeinschaft.“

Die dialogische Katechese darf sich dabei auf die Intuition dreier Päpste des 21. Jahrhunderts berufen. Mit dem Katechismus der katholischen Kirche, der „sicheren Norm für die Lehre des Glaubens“, hat Papst Johannes Paul II. der Katechese ein solides Fundament geschenkt. Mit dem Motu Proprio Antiquum Ministerium von 2021 wünscht Papst Franziskus, den Dienst des Katecheten in der Kirche neu zu beleben, vor allem auch durch Laien. „Es wird immer die Person brauchen, die zwar auf Augenhöhe mit der Gemeinschaft der Suchenden unterwegs ist, die aber dennoch nicht vollkommen „bottom up“ ist, sondern dem Kreis aus der Mitte der Kirche entgegenkommt mit einer eigenen Sendung“, hält auch die dialogische Katechese fest.

In Lissabon Zielgruppen identifizieren

„Bildet Lerngruppen und Netzwerke, tauscht euch im Internet aus. Bleibt auf jede Weise über euren Glauben im Gespräch! Ihr müsst wissen, was ihr glaubt“, schrieb Papst Benedikt XVI. in seinem Vorwort zum Youcat 2011 – und wurde überall auf der Welt von jungen Menschen beim Wort genommen. Die internationale Youcat-Organisation ist nun bereit zur nächsten Etappe: der Bildung eines „Missionary Network“, einer den ganzen Globus umspannenden Gemeinschaft von Missionaren und Katecheten. An sie richtet sich die „Dialogische Katechese“ – 5000 Stück hat das Youcat-Team beim Weltjugendtag mit im Gepäck, 1200 Exemplare hat Youcat bereits im Vorfeld an Multiplikatoren auf der ganzen Welt verschickt. „Hier in Lissabon versuchen wir, die Zielgruppe der Katecheten und Missionare zu identifizieren und in das Missionary Network einzuladen“, erklärt Theuke.

Dazu schickt das Team über den Stand hinaus auch mobile Zweiergruppen ins Rennen, die an den Orten des Weltjugendtags unterwegs sind und gezielt Gruppenleiter und Priester ansprechen. „Missionare und Katecheten, das sind nicht nur Priester auf allen Hierarchieebenen der Kirche, sondern auch Laien. Wir möchten sie mit der „Dialogischen Katechese“ einladen, Katechese neu zu denken“, so Theuke. Für das Missionary Network will Youcat in Zukunft neue digitale Angebote entwickeln, um den internationalen Austausch zu fördern. „Voneinander lernen, aufeinander hören, Christus in die Mitte stellen, so lebt Youcat Synodalität. Dabei geht es nicht darum, die Lehre der Kirche irgendwie anzupassen, sondern eine Sprache und Ausdrucksform zu finden, die universal tauglich ist.“, führt die Direktorin von Youcat aus. Das Fernziel des Missionary Network ist eine internationale Katechesekonferenz in zwei bis drei Jahren.

Jugendlichen helfen, Jugendliche zu begeistern

„Wenn man etwas für junge Leute macht, muss man es mit ihnen machen!“ Was der Wiener Kardinal Christoph Schönborn den Entwicklern des ersten Youcat schon ganz am Anfang mit auf den Weg gab, ist für die sogenannte Gen Z, die auf diesem Weltjugendtag die größte Gruppe stellen wird, umso aktueller. Die Generation Z umfasst die zwischen 1995 und 2010 Geborenen, die ungleich stärker als noch die „Millenials“ geprägt sind durch die sozialen Medien, die Allgegenwart des Internets, Klimawandel und Covid. Eine Generation, die laut der Shell Jugendstudie von 2019 mehr politische Mitsprache fordert und wertorientiert leben möchte. Der es aber an Orientierung mangelt. Dass in der kirchlichen Hierarchie eine große Unsicherheit herrscht, wie man diese Generation ansprechen kann, bestätigt auch Theuke. Eine ihrer Mitstreiterinnen aus Sambia habe vor kurzem dazu erklärt: „Das geht nur, wenn wir uns ganz offen und klar als Missionare identifizieren und egal, wo wir hingestellt sind, das Wort Gottes verkünden.“

Für Theresia Theuke ist das auch der springende Punkt der dialogischen Katechese: „Wir müssen die Jugendlichen dazu befähigen, andere Jugendliche für den Glauben zu begeistern. Wir müssen die Katechese so gestalten, dass die jungen Menschen vor ihren Altersgenossen Zeugnis geben.“ Auf dem Weltjugendtag baut Youcat dieses Jahr daher bewusst mehr auf die persönliche Ansprache als auf Bücher: „Persönliche Ansprache funktioniert, egal welche Generation!“


Youcat ist seit Ende Juli mit einer neuen Website am Start: youcat.org

Dieser Artikel ist zuerst erschienen bei der Katholischen Wochenzeitung Die Tagespost.