Ehebruch
Ehebruch
Credopedia FAQ Ehebruch

Credopedia

Ehebruch

Ehebruch ist der fundamentale Verrat an der Liebe, der Bruch eines vor Gott geschlossenen Bundes und ein Unrecht am Nächsten.

min Lesezeit | Bernhard Meuser

Was ist das?

„Ehebruch“, heißt es in YOUCAT 424, „besteht darin, dass zwei Partner miteinander intim werden, von denen mindestens einer mit einem anderen verheiratet ist. Ehebruch ist der fundamentale Verrat an der Liebe, der Bruch eines vor Gott geschlossenen Bundes und ein Unrecht am Nächsten.“

 

Was sagt die Heilige Schrift?

Das fünfte der Zehn Gebote lautet: „Du sollst nicht die Ehe brechen.“ (Ex 20,14). Das Verständnis der vollen ehelichen Liebe hat sich allerdings erst langsam entwickelt. So finden wir im Alten Testament noch Männer, die mit mehreren Frauen verheiratet waren. Jesus selbst hat die Unauflöslichkeit der Ehe ausdrücklich festgestellt: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ (Mk 10,9) Unter Berufung auf den ursprünglichen Willen des Schöpfers hob Jesus damit die Duldung der Ehescheidung im Alten Bund auf. Dass Jesus mit der Ehebrecherin in Joh 8,1-11 barmherzig umging, stellt keine Verharmlosung dar. In der Bergpredigt verschärft Jesus das Treuegebot sogar noch, indem er bereits den zum verbotenen Sex einladenden Blick (Mt 5,28) als „Ehebruch“ qualifiziert. Die Hochschätzung der ehelichen Treue hat ihr Fundament bei den alttestamentlichen Propheten, bei denen der Ehebruch zum Symbol der Untreue Israels gegenüber Gott wird, so etwa in Hos 2,21-22, wo Gott sagt: „Ich verlobe dich mir auf ewig; ich verlobe dich mir um den Brautpreis von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe und Erbarmen, ich verlobe dich mir um den Brautpreis der Treue: Dann wirst du den HERRN erkennen.“

Die kleine YOUCAT-Katechese

Einladungen zum Ehebruch

Wir leben in einer Zeit, in der immer weniger Paare den Mut haben eine Ehe zu schließen. Zu oft sahen sie, dass die Ehen ihrer Eltern nur eine mittlere Halbwertzeit hatten. In vielen langfristigen Beziehungen kriselt es. Statt der einen, lebenslangen Ehe, ist man „realistisch“ geworden und stellt sich auf eine Abfolge von Lebensabschnittspartnerschaften ein. „Ehebruch“, früher fast ein Verbrechen, wird heute „normal“.

Passende Theorien zu wechselnden Wirklichkeiten lassen nie lange auf sich warten. Neuerdings halten Verhaltensbiologen den Menschen für nur bedingt monogam; biogenetisch sei zumindest der Mann spätestens nach vier Jahren auf „Wechsel“ programmiert. Überall liest man von der stimulierenden Wirkung gelegentlicher Partnerwechsel. Warum muten wir uns die Dramen von gestern zu, wenn man die Triebfrage auch pragmatisch lösen kann? Nur dieses 3000 Jahre alte Wort aus den Zehn Geboten steht im Weg und hindert den einen oder die andere daran, sich auf den angesagten Stilwechsel in der Liebe einzulassen. Machen wir es grundsätzlich: Es geht um zwei ganz unterschiedliche Konzepte.

Zwei Konzepte von der Liebe

Konzept 1, das neue Konzept, sagt: Der Mensch ist auf immer einsam, eine Art metaphysischer Single. „Liebe“ ist die vorübergehende Berührung zweier Tangenten, die so lange dauert, wie die Gefühle tragen. Eine Verschmelzung findet nicht statt (auch nicht bei Sex, bei dem dir „Hören und Sehen vergeht“).

Konzept 2 - das alte Konzept - sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt“ (Gen 2,18), darum „wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei sondern eins.“ (Mt 19,5-6)

Zu Konzept 1 hat Theodor Weißenborn das Nötige gesagt: „Eine offene Ehe ist eine Ehe, die nicht geschlossen wurde“. Wenn man im Grunde bei sich bleiben und die Verschmelzung nicht haben will, kann man weder eine Ehe schließen, noch sie eigentlich brechen. Die tangentiale Verbundenheit von Mann und Frau, die man am Besten mit dem Wort „Beziehung“ belegt, steht von vorneherein unter dem Vorbehalt, die momentan beste aller denkbaren (Liebes-)Welten zu sein. Die Sollbruchstelle ist eingeplant. Jenseits der Schwüre, im letzten Winkel des Herzens, betrachtet man den Partner kritisch - nicht liebevoll. Steht der Bilanzposten noch auf der Haben-Seite? Macht er/sie mich wirklich glücklich? Versteht er mich? Kitzelt er meine Sinne? Finde ich ihn tatsächlich anziehend? Bringt’s das Ganze noch? Oder könnte es nicht irgendwo eine/einen geben, die/der mir 100 Prozent bietet, statt 78-Komma-noch-was! Die Sollbruchstelle wird zur Bruchstelle – und das Spiel beginnt in neuer Partnerkonstellation von vorne. Am Anfang kochen die heißen Gefühle – und am dritten Tag wird das Thermometer in die Suppe gehalten.

Ich verschenke mich an dich

In Konzept 1 werden keine Geschenke gemacht. Geschenke sind unwiderrufliche Übergaben. Hier geht es um Tauschhandel: Was hast du zu bieten? Was habe ich zu bieten? Auf virtuellen Partnerbörsen werden schicke Pics gecheckt, Körpermaße und Einkommensklassen gegeneinander aufgerechnet, Vorzeigbarkeiten verglichen, Brüste und Hinterteile gegen Waschbrettbäuche und Trendfrisuren in Stellung gebracht. Die meisten Angebote haben kleine Macken, wie es im Gebrauchtwarenhandel nicht anders zu erwarten ist. Und immer mehr von denen, die sich auf dem Markt befinden, sind etwas ramponiert zurückgelassene Objekte vorgerückten Alters. Ihr Marktwert sinkt permanent, trotz Rundumerneuerung. Seelische Narben, Alter, Übergewicht, Kinder, Bierbauch, Hängebrüste, Glatzen, Cellulitis, Jobprobleme positionieren die einstigen „Traumpartner“ tendenziell im Bereich der Unverkäuflichkeit – rein liebestechnisch gesehen.

Am Ende haben wir eine Gesellschaft mit einer hohen Anzahl von Verbitterten - solchen, die aufgrund von Alter, Einkommen, Aussehen und sonstigen Marktkriterien aus dem Spiel der Liebe ausgeschieden wurden. Und hier kommt die Wahrheit von Konzept 1 ans Tageslicht: Es ging nie um Liebe – es ging um Kauf. Leider bist du jetzt unverkäuflich.

Raus aus der Einsamkeit!

Fazit: Wer sich nicht restlos, ganz, mit Haut und Haaren, auf immer an einen anderen Menschen verschenkt und mit ähnlich irrem Übermaß und ohne Wenn und Aber als Geschenk angenommen wird, der bleibt allein, so viele Partnerschaften er auch eingeht. Wer aus dem Parallelismus synchroner Einsamkeiten heraus will, muss sich auf Konzept II einlassen, das Konzept, das in der Bibel definitiv entworfen wurde. Hier geht es um Liebe - und die ist Verschmelzung: „Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins“ (Mt 19,6). Aber wie soll das gehen? Lässt man sich nicht immer auf einen Handel ein? Gibt es eine Verbindung von Mann und Frau, bei der man nicht (verraten und) verkauft ist

Die Liebe von der hier die Rede ist, ist kein Handel. Wenn man handelt, gibt man um zu bekommen; wenn man liebt, bekommt man um zu geben. Diese Liebe ist zuerst ein hingerissen glückliches Staunen über das, was man unverhofft geschenkt bekommt – dieses hübsche Mädchen beispielsweise, das auf die bange Frage nach dem „Liebst du mich?“ mit „Ja“ antwortet. Das Wesen dieses jubelerregenden Geschenks ist, dass es gratis ist – man könnte es auch nicht mit Geld bezahlen. Ja würde man es mit Geld bezahlen, wäre es Prostitution (also gerade keine Liebe). Und weil das Geschenk so maßlos ist, kann auch die Antwort nur maßlos sein: Hingabe ohne Wenn und Aber.

Aber, aber, aber ... sagen die Kritiker

Der Honeymoon vergeht – und dann kommt die nackte Wahrheit zum Vorschein: Liebe ist teuer bezahlter Interessenausgleich. Nein, sagt der christliche Glaube. Die Liebe ist stärker. Sie ist stärker als jede partnerschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung. Stärker als die wechselnden Triebwünsche. Stärker als Krankheiten und Schwächen der Partner. Die Liebe hört nicht mehr auf.

Welche Liebe hört nicht mehr auf - fragen die Kritiker. Denn sie kennen keine. Die Liebe, die Gott in die Welt gebracht hat, sagen Christen. Und das ist in der Tat „der Unterschied, der den Unterschied macht“, wie Gregory Bateson sagen würde. Christen glauben nämlich, dass es erstens eine Liebe gibt, die absolut ist – die ist bei Gott, nirgendwo sonst, menschliche Liebe ist relativ; dass es zweitens diese Liebe auf der Erde gibt – freilich nur, weil Gott sie hier eingeführt hat; dass drittens Menschen ausdrücklich eingeladen sind in diese Liebe Gottes und alle ihre Merkmale einzusteigen wie in ein Schiff, das schon längst fährt. Gottes Liebe ist vor allem eines: Sie ist treu. Jede Seite der Heiligen Schrift zeigt einen Gott, der sich uns Menschen so verbunden hat, dass Menschen diesen Bund nicht mehr aufkündigen können. Gottes treue Liebe ereignet sich wie eine permanente Einstrahlung von Wärme und Licht. Was immer Menschen mit dieser Liebe machen, wie sie diese Liebe zurückweisen, sie besudeln und mit Füßen treten: Gottes Liebe bleibt treu. Und wenn Menschen Lieben wollen, wenn sie also in den Lebensstil Gottes einsteigen wollen wie in ein fahrendes Schiff, wird die Übernahme des einen großen Markenzeichens von ihnen verlangt: Treue.

Was geschieht denn, wenn zwei Hochzeit halten?

Christliche Ehen werden, nach einem alten Diktum, „im Himmel geschlossen“. Gott macht da etwas. Aber was? Er macht aus zweien eins: ER schafft sie - die wirkliche Verschmelzung, die man bei liebevollem Sex erahnt. Zwei Menschen werden durch die Initiative Gottes in die Absolutheit göttlicher Liebe hineingenommen – und Gott gibt ihnen die Kraft, den Segen, die Power, das Standvermögen, dass sie in Zukunft mitten in einer relativen Welt durch absolute Treue ein Stück der absoluten, unwiderruflichen Liebe Gottes abbilden. Deshalb das Wort Jesu: „Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,6). Die Liebenden sind das Abbild – Gott ist das Urbild. Sie sind die Franchisenehmer, Gott ist der Lizenzgeber.

Verstöße übrigens gegen die Treue kommen auch dann noch vor, denn Christen sind und bleiben Sünder, versuchbare und schwache Menschen. Aber diese Verstöße sind alles andere als Kavaliersdelikte, die man mit etwas mehr gegenseitiger Toleranz auch als prickelnde Bereicherung einer Ehe verstehen könnte. Sie sind wie Anstiftungen zum Misstrauen in die Liebe Gottes. Darum ragen sie ins Abgründige hinein. Und darum ist dieses Tool: Nicht die Ehe brechen! so fundamental. Wir könnten nämlich den Glauben an die Liebe verlieren. ∎